Interview

Nicole Thurn im Talk

B.Complete versteht New Work als Werkzeugkasten voller Ideen und Instrumente zum Thema zukunftsorientiertes Arbeiten. Unsere Mission ist, klein- und mittelständischen Betrieben diese Überlegungen näher zu bringen und gute Tools, Konzepte und Lösungen anzubieten. Denn jedes Investment in eine motivierte und glückliche Belegschaft macht sich um ein Vielfaches in Produktivität und damit Unternehmenserfolg bezahlt.

Nicole Thurn ist selbstständige Journalistin und Impulsgeberin rund um die Themen von New Work. Für uns bei B.Complete eine tolle Unterstützung bei Kampagnen und der Ideenentwicklung. In diesem Interview haben wir Nicole ein paar Fragen gestellt – so viel vorab – noch mehr Insights von Nicole erfahrt ihr in unserer nächsten SmartCast.

Erzähle uns ein wenig zu dir als Person.

Ich bin studierte Pädagogin, bin nach einer kurzen Berufseinstieg als wissenschaftliche Mitarbeiterin in den Karrierejournalismus gewechselt, war fast 10 Jahre bei einer großen österreichischen Tageszeitung angestellt. Ich habe dann Ende 2016 Newworkstories.com, das Magazin und Portal in die neue Arbeitswelt gegründet und bin seit Oktober 2017 als freie Journalistin, PR- und Kommunikationsberaterin und Impulsgeberin für New Work selbstständig.

Was hat dich dazu bewegt in deiner Arbeit, das Thema New Work miteinzubeziehen?

Im Jahr 2016 war der Begriff „New Work“ in den HR- und Chefetagen noch kein Thema – ich bin über einen Besuch bei Microsoft darauf gestoßen und habe begonnen, mich mit dem Ansatz von Begründer Frithjof Bergmann zu beschäftigen.

Dann kam das Buch „Reinventing Organisations“ von Frederic Laloux hinzu, das partizipative und sinnstiftende Organisationen vorstellte. Für mich war das augenöffnend – denn das Thema Sinn in der Arbeit und Berufung a la „Was will ich wirklich, wirklich“ beschäftigt mich seit meiner Jugend.

Als Karriere-Journalistin habe ich schon vor zehn, zwölf Jahren immer wieder über „anderes“ Arbeiten geschrieben: über die Viertage-Woche, digitales Nomadentum, über Selbstverwirklichung und berufliche Sinnfindung abseits klassischer Karrierepfade.

Unternehmen haben mit ihren Mitarbeitenden viel mehr Potenzial, Knowhow und intrinsische Motivation als sie oft wissen. Indem sie sich mit ihnen auseinandersetzen und bedarfsorientierte Arbeitsweisen und eine offene Unternehmenskultur ermöglichen, die Mitarbeitende zu MitgestalterInnen macht, können sie auch als Arbeitgeber viel attraktiver werden – also eine Win-Win-Situation für beide Seiten.

Für viele ist Home Office gleichzusetzen mit New Work – wie stehst du dazu?

Studien zeigen, dass viele Führungskräfte New Work auf Home Office oder flexible Arbeitszeiten und -orte reduzieren. Das ist aus meiner Sicht zu kurz gegriffen. New Work ist aus meiner Sicht eine Haltung mit Werten wie Kooperation, Kommunikation auf Augenhöhe, menschzentriertes Arbeiten, das psychologische und soziale Dynamiken miteinbezieht. Ursprünglich war „New Work“ eine Gesellschaftsutopie, die eine Alternative zum Sozialismus bieten sollte.

Es bedeutet also eine Werteverschiebung weg von reiner Profitmaximierung zur Einbeziehung von Purpose, People & Planet, also auch gesellschaftlichen Sinn und Gemeinwohl, weg von reinem hierarchischen Top-Down-Machtgefälle hin zu Mitbestimmung und Partizipation der Mitarbeitenden und Stakeholder. Man kann das Thema Home Office auch sehr „old school“ umsetzen: nach Gießkannenprinzip, indem man top-down über die Mitarbeitenden drüberfährt, sie im Home Office mit ihren Fragen entweder allein lässt oder übermäßig kontrolliert, oder Home Office nur solange ermöglicht, solange es während der Pandemie notwendig war.

New Work ist aus meiner Sicht eine Haltung: die Bedürfnisse, Interessen, Stärken und Sinnorientierung der Mitarbeitenden mit dem Unternehmen und seinen Interessen und Bedarfen abzustimmen – nicht aus Gutmenschentum, sondern weil Motivation, Arbeitszufriedenheit und Produktivität steigen.

Und das bedeutet, die Mitarbeitenden zu fragen, nämlich: „Wie wollt bzw. könnt ihr am besten arbeiten? Und was braucht ihr dazu?“ Punktuelle Wellnessinitiativen und Obstkorb sind definitiv zuwenig.

Was für Erfahrungen hast du im Home Office gemacht bzw. wo siehst du den Unterschied zu einem Angestellten und jemanden der Selbständig ist?

In der Anstellung hat man mehr Anleitung erhalten, man bekam technische Voraussetzungen vom Arbeitgeber zur Verfügung gestellt und blieb im besseren Fall mehr oder weniger in einem sozialen Gefüge des Teams bzw. der Abteilung eingebettet – wenn auch die Kommunikation und Mitarbeiterbindung leider häufig gelitten hat.

Als Selbstständige bin ich seit meiner Gründung 2017 bis 2019 rein im Home Office gewesen und muss sagen: man vereinsamt ganz schön und es erfordert viel Selbstdisziplin, den Tag und die Arbeit selbst zu organisieren – ich als kreativer Kopf neige von Natur aus ehrlich gesagt nicht dazu und mir hat auch immer eine Arbeitsatmosphäre mit anderen Menschen gefehlt.

Die Pandemie war für mich wiederum bereichernd – ich habe Skype für Video-Interviews schon vor der Pandemie immer wieder genutzt, es war aber nicht sehr etabliert. Mit der Home-Officierung während der Lockdowns war das plötzlich ganze einfach, und ich habe mich mit sehr vielen Menschen virtuell ausgetauscht und Meetings abgehalten. Mein Netzwerk ist förmlich während der Pandemie explodiert.

Inzwischen arbeite ich auch von einem Coworking Space aus – die arbeitenden Menschen ringsum bringen mich mehr in den Flow. Für Fokusarbeit nutze ich das Home Office. Wie für viele ist auch für mich eine Mischung aus beidem optimal. Dieses hybride Arbeiten zwischen Büropräsenz und mobilem Arbeiten bzw. Arbeiten vom Home Office aus wird jedenfalls nicht mehr wegzudenken sein.

Hast du noch ein paar Tipps für Unternehmen zum Thema Home Office Gestaltung?

Ich persönlich habe zuhause kein eigenes Büro, sondern habe mir im Wohnzimmer eine Arbeitsecke eingerichtet. Die Verlockung, zwischendurch beim Brainstormen auf der Couch hängen zu bleiben ist groß – dennoch brauche ich den Arbeitsortswechsel im Sinne des activity based working auch zuhause.

Ich plädiere für Rituale: vor der Fokusarbeit sich mit einer Tasse Tee oder Kaffee und dem Blick aus dem Fenster einstimmen – wie das auch Cal Newport, Autor des Bestsellers „Deep Work“, tut. Ich mache Pausen auf der Terrasse und für konzentrierte Fokusarbeit bin ich am Schreibtisch. Mein Schreibtisch ist höhenverstellbar, ich stehe also bei Meetings auch gern. Für kreative Ideen döse ich schon mal auf der Couch und lasse die Gedanken mit geschlossenen Augen schweifen – so erlange ich Zugang zum Unterbewussten und zur Intuition.

Wichtig: ich mache Timeboxing, jede Phase hat zur Orientierung eine vorgegebene Zeit mit Timer. Ich bin da aber nicht immer so streng. Wichtig sind gutes Equipment, ein höhenverstellbarer Schreibtisch und ein ergonomischer Stuhl – und ich habe auch diverse Karten mit Motivationssprüchen aufgestellt. A la „work with a smile“. Ich habe mir den Tag im Tages- und Wochenplaner auch in bunten Blöcken unterteilt, die farblich kodiert sind in Pausen: wie Spazier- und Mittagspause, Freizeit: mit Morgenroutine, Sport und Feierabend, Shallow Work: kreative Konzeption, Routinearbeiten, Deep Work: Fokusarbeit wie z.B. Textarbeit, in Meetings und zwei Mal täglichem Mailcheck. Den Shallow Work- und Deep Work Phasen sind täglich To Dos zugeordnet, die ich wöchentlich und am Vortag konkret plane.

Ich erlaube mir als Freigeist auch, mich nicht immer daran zu halten, aber dieses Framework hilft mir, immer wieder zum Plan zurückzukehren – das spart Zeit und Energie.

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